Am 29.10.2011 zog eine Demonstration gegen Nazis durch die Straßen von Bochum Langendreer. Die Veranstalter zählten vor der Zwischenkundgebung 1120 Teilnehmer, weitere Anwohner schlossen sich der bunten Demonstration an. Man wollte damit auf die steigende Zahl von Übergriffen durch Neonazis im Stadtteil aufmerksam machen und die Bürger zum Handeln auffordern. „Unsere Demonstration war für 200 Teilnehmer angemeldet. Ich bin völlig überwältigt von der großen Anzahl an Menschen, die sich gegen Rassismus hier stark machen wollen“, so ein Mitglied des Bündnisses „Langendreer gegen Nazis“. Dieses hatte zu der Demo aufgerufen, um „den Nazis zu zeigen, dass Langendreer ihre Übergriffe und ihre Propaganda nicht dulden wird“, wie es im Aufruf des Bündnisses zu lesen war. Es gab zahlreiche Redebeiträge verschiedenster Gruppierungen und Organisationen. Ein Vertreter des „Bochumer Forum für Antirassismus und Kultur e.V.“ empörte sich darüber, dass in der Presse noch immer das „Kopf-ab-Denkmal“ als Ausgangspunkt rechter Übergriffe bezeichnet wird. Er erklärte, was falsch ist an der Gleichsetzung von Rechten und Linken: „Antifaschistinnen und Antifaschisten, Demokratinnen und Demokraten sind in der Regel eben keine Rassisten. Nazis sind es schon! Nazis sind Rassisten. Nazis – auch in Langendreer – sind grundsätzlich antidemokratisch, menschenverachtend, gewaltbereit – und rassistisch.“ Dieser Hinweis galt wohl vor allem Dingen dem anwesenden Bezirksbürgermeister Busche (SPD), der im Vorhinein den Medien gegenüber von einem Konflikt zwischen Links- und Rechtsextremen sprach und so Täter und Opfer gleichsetzte.
Es redete ebenfalls ein Vertreter der alternativen Stadtteilzeitung „Dorfpostille“, der die Polizei und die Politik aufforderte, das Problem nicht zu ignorieren. Der Redner der BezirksschülerInnenvertretung ging auf das Thema des Alltagsrassismus ein, welcher seiner Meinung nach schon in der Schule entsteht.
Enttäuscht waren einige vom Verhalten der Polizei. „Die angekündigte Stärke der Polizei schien sich auch gegen die Demonstration selbst zu richten“, beklagt sich eine Teilnehmerin. „Ich habe beobachtet, wie am Rande ein Jugendlicher festgehalten wurde, weil er einen Aufkleber an eine Laterne geklebt hatte.“ Die Polizei durchsuchte auch Rucksäcke von Demonstrationsteilnehmern und nahm einen anderen Jugendlichen sogar vorübergehend fest. „Es ärgert mich, dass die Polizei selbst eine so bunte und friedliche Demonstration mit diesem Verhalten noch zu kriminalisieren versucht“, so die Teilnehmerin weiter.
Das Bündnis „Langendreer gegen Nazis“ hatte sich gegründet, nachdem im Stadtteil immer mehr Hakenkreuzschmierereien und Pöbeleien von Neonazis registriert wurden. So zögen, nach Angaben des Bündnisses, die Neonazis an den Wochenenden durch die Straße und grölten verbotene Lieder mit verfassungsfeindlichen Inhalten. Den bisherigen Höhepunkt stellt einen Angriff auf drei Bürger am S-Bahnhof Langendreer da, bei dem zwei Personen kurz vor Einfahren des Zuges auf die Gleise geworfen wurden. Auch im Zusammenhang mit einer Explosion in einer Pizzeria ging die Polizei Hinweisen nach, die auf einen Brandschlag mit rechtem Hintergrund deuteten.
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